Montag, 5. Dezember 2011

Das Land der Khmer

Erst den Eintrag "Die letzten Tage in Vietnam" lesen und dann erst das hier :)

Früh am Morgen vom 21.11. machte ich mich auf den Weg zu Sinh Tourist, wo meine Tour ins Mekong Delta startete. Da mein Backpack doch ziemlich schwer ist, wollte ich mir eigentlich ein Taxi nehmen. Im Menschengewühl, das in Vietnam bereits am frühen Morgen herrscht, war das aber aussichtslos. Die Frauen waren schon fleissig am Einkaufen am Markt und die Kinder auf dem Weg zur Schule. Und ich die einzige Touristin in diesem Gewühl... Irgendwann schaffte ich es dann aber zur Busstation und die Tour ging los.

Unsere erste Station war Ben Tre. Hier bestiegen wir ein Holzboot und tuckerten den Mekong entlang. Irgendwann befanden wir uns inmitten von Palmen und genossen die Ruhe und die grüne Natur.





Wir schauten uns an, wie Coconut Candy produziert werden und deckten uns auch sogleich mit einer Packung ein.




Mit einer „Motorrad-Kutsche“ und einem Ruderboot tuckerten wir weiter zum Restaurant inmitten von Palmen, wo wir unseren Hunger stillen konnten. Die Nacht verbrachten wir in Can Tho am Mekong und besuchten da am frühen Morgen den Cai Rang Floating Market, wo es allerlei Früchte und Gemüse zu kaufen gab. Natürlich alles auf dem Wasser.




Nach einer längeren Busfahrt kamen wir in Chau Doc, an der Grenze zu Kambodscha, an und verbrachten da unsere 2. Nacht. Am nächsten Morgen bestiegen wir abermals ein Ruderboot (2 Personen pro Bott und starke vietnamesische Frauen am Ruder) und ruderten durch ein Fischerdorf auf dem Wasser.




Danach wechselten wir das Bott und tuckerten etwa 2 Stunden lang auf dem Mekong bis zum Grenzübergang in Vinh Xuong. Dort erhielten wir den Stempel auf unsere Visa, die unser Tourguide bereits besorgt hatte, und bestiegen am Ausgang einen Kleinbus, der uns nach Phnom Penh brachte. Die ersten paar Minuten der Fahrt waren ziemlich holprig. Der Grenzübergang befindet sich in einem kleinen Dorf mit Sandstrassen. Wir durften dann auch ein Stück laufen, weil ein Teil der Strasse zu holprig war, um im Bus zu bleiben. In Phnom Penh angekommen suchten Isabella (aus Deutschland), Lucy (aus England) und ich ein Guesthouse und trafen uns alle nochmal am Abend auf einen Drink im Foreign Correspondents‘ Club (während dem Vietnamkrieg trafen sich hier scheinbar die Journalisten) wo wir zum ersten Mal merkten, dass hier die Preise doch ein bisschen höher sind als in Vietnam. Und leider ist alles in Dollar angegeben. Die Landeswährung Riel kriegt man hier nur als Rückgeld, am Geldautomaten erhält man Dollar. Wieso die Kambodschaner nicht ihre Landeswährung als Hauptwährung benutzen, konnte uns bis jetzt noch niemand hier erklären.
Am nächsten Morgen machten sich Isabella und Lucy auf zum Gericht, um sich das Verhör der verbliebenen Khmer Rouge anzusehen. Dort angekommen wurde ihnen mitgeteilt, dass das Verhör bereits einen Tag zuvor beendet wurde und erst am 5.12. wieder startet. Ich besuchte unterdessen Wat Phnom, einen Tempel auf einem Hügel (ca. 27m hoch) inmitten der Stadt, den Royal Palace und die Silver Pagoda (beides sehr imposant).





Am letzten Tag in Phnom Penh machten wir uns auf zu den Killing Fields, wo die Khmer Rouge etwa 17‘000 Menschen umbrachte und in Massengräbern begrub. Man kann sich kaum vorstellen, was auf diesem grossen, grünen Feld vor Jahren geschah. Man hört Vogelgezwitscher, sieht Schmetterlinge und wird nur durch die abgesperrten Massengräber, wo man auch heute noch Knochen- und Kleiderreste findet, an diese grausame Zeit erinnert. Dank Kopfhörern, die man am Eingang erhält, erfährt man sehr viel über diesen Völkermord und was in den Killing Fields damals geschah. Auch wenn das alles sehr traurig und grausam ist, lohnt sich ein Besuch dieses Orts auf jeden Fall. Zurück in Phnom Penh besuchte ich das Tuol Sleng Museum. Das Museum war früher eine Schule und wurde durch die Khmer Rouge in ein Geheimes Gefängnis (S-21) umfunktioniert. Der Ort besteht vor allem aus Räumen, in welchen die Gefangenen zu Tode gefoltert oder in engen Kammern eingesperrt wurden. In einigen Räumen werden die Fotos gezeigt, die von jedem neuen Gefangenen damals aufgenommen wurden. Da der Platz in diesem Gefängnis (obwohl etwa 100 Menschen pro Tag umgebracht wurden) irgendwann zu knapp wurde, begannen die Soldaten, die Gefangenen in die Killing Fields zu transportieren…
(Lesetipp: "First they killed my father" bzw. "Der weite Weg der Hoffnung" von Loung Ung)

Nach diesen traurigen Erkenntnissen über die jüngste Gesichte Kambodschas, fuhren wir am nächsten Tag nach Siem Reap, wo sich die Tempel von Angkor befinden. Am ersten Abend wollten wir uns sogleich den Sonnenuntergang auf dem Tempel Phnom Bakheng anschauen – wir waren aber nicht die einzigen mit dieser Idee… Wir gaben den Versuch, den Sonnenuntergang zu sehen irgendwann auf und ich besuchte am Abend das Beatocello Konzert von Beat Richner im Kanta Bopha Kinderspital von Siem Reap. Ein sehr interessanter Abend mit vielen Infos über die Spitäler und wie diese finanziert werden.


Am 2. Tag machten wir uns erneut mit dem TukTuk nach Angkor auf. Wir besuchten die grösseren Tempel Angkor Wat, Bayon und Ta Prom und kamen dann doch noch in den Genuss eines Sonnenuntergangs auf dem Tempel Pre Rup.





Am nächsten Tag mieteten wir uns Fahrräder, erkundeten die kleineren Tempel von Angkor und picknickten im Tempel East Mebon.



Am letzten Tag wollten wir uns natürlich auch den Sonnenaufgang nicht entgehen lassen und zwängten uns nach nur 3 Stunden Schlaf morgens um 4 Uhr aus dem Bett um im Dunkeln mit dem TukTuk zum Angkor Wat Tempel zu fahren. Gespannt warteten wir auf die Sonne – es war dann aber leider weniger spektakulär als erwartet. Wir strichen immer noch völlig übermüdet den Besuch eines weiteren Tempels und gönnten uns einen relaxten Tag.



Am 30.11. machten wir uns auf nach Battambang, eine kleine Stadt zwischen Siem Reap und Phnom Penh. Nach dem doch sehr touristischen Siem Reap befanden wir uns nun endlich im „richtigen“ Kambodscha und sahen nur wenige Touristen. Nach einer kurzen Erkundungstour durch die Stadt (viel zu sehen gab es da nicht) machten wir am nächsten Tag eine TukTuk-Tour zum Bambootrain, in eine Winery und zu den Killing Caves und fuhren an wunderbar grüner Landschaft und winkenden Kindern vorbei.








Mit dem Bambootrain wurden früher Waren und Menschen auf nur einer Schiene scheinbar bis runter an die Küste transportiert. Der Zug besteht aus vielen kleinen Plattformen, die mit Motor betrieben werden. Wir setzten uns auf eine dieser Bambusplattformen und waren überrascht, wie schnell wir über die Schienen rasten. Es war ein riesen Spass! Wir hatten Glück, mussten wir unsere Plattform nie von den Schienen nehmen, denn wenn ein Bambootrain entgegenkommt, muss der mit den wenigeren Fahrgästen seine Plattform von den Schienen nehmen und den anderen vorbeilassen. Leider haben wir am selben Tag erfahren, dass der Bambootrain Ende 2011 aufgehoben werden soll, da er eigentlich nur noch eine Touristenattraktion war und eine richtige Zugstrecke an seiner Stelle gebaut werden soll. Die Menschen, die an den beiden Stationen vom Bambootrain ihre Shops aufgebaut haben, müssen also nun ihr Geld anders verdienen – denn kaum ein Tourist wird sich wohl danach in dieses Dorf verirren…
Nach dem Spass mit dem Train konnten wir in einem Weingut kambodschanischen Rotwein, Brandy, Ingwersaft und einen weiteren alkoholfreien Saft (den Namen hab ich vergessen) probieren. Da wir nicht beschwipst sein wollten in dieser Hitze, teilten wir uns zu dritt ein Glas von jedem Getränk.


Danach ging es weiter zu den Killing Caves – ein weiterer Ort, wo die Khmer Rouge ihre Gefangenen (etwa 10‘000) umbrachte und in die Höhle warf.

Am nächsten Tag verliess uns Isabella und machte sich auf nach Bangkok. Lucy und ich gingen den Tag derweil relaxt an und gingen nach einem kurzen Spaziergang am Morgen erst am Abend fürs Abendessen wieder nach draussen. Am nächsten Tag bestiegen wir einen Bus und verliessen als einzige den Bus 2 Stunden später in einer sandigen kleinen Stadt – Pursat. Kaum ausgestiegen wären wir dann doch lieber weiter nach Phnom Penh gefahren… Die Stadt besteht aus einer Hauptstrasse und viel Sand am Strassenrand. In unserem Hotel waren wir wohl die einzigen Touristen und auch im Restaurant am Abend waren wir ganz allein. Auf einem Spaziergang durch die Stadt trafen wir auf 5 andere Touristen, die auch eben erst angekommen waren. Dafür freuten sich die Locals umso mehr ein paar Touristen in ihrer Stadt anzutreffen. „Hellooo!“ und fleissiges winken war angesagt. Wir entschlossen uns aber nach etwa einer Stunde, auch diesen Tag zu einem relaxten zu machen. Die Hitze schläferte uns dann auch gleich für ein paar Stunden ein…

Spielwarenverkäufer in Pursat (und viel Sand auf der Strasse)
Wir waren sehr froh, als wir am nächsten Tag den Bus nach Phnom Penh besteigen konnten um dem Sand zu entfliehen. Auch in diesem Bus waren wir wieder die einzigen Touristen… Da wir Phnom Penh bereits kennen, ist auch hier wieder relaxen angesagt. Heute morgen haben wir dann auch noch erfahren, dass Lucy als Engländerin ihr Visum für Laos nicht an der Grenze erhalten kann – also ein weiterer Tag in der Hauptstadt da ihr Pass nun bei der Laotischen Botschaft ist. Aber lieber wir haben es in Phnom Penh erfahren als an der Grenze oben… Und ich hab endlich ein bisschen Zeit, den Blog mal wieder auf den neuesten Stand zu bringen :)

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