Samstag, 5. Mai 2012

Die grosse Insel

In Padang auf Sumatra angekommen, musste ich erst mal das Monats-Visum für Indonesien holen und wurde danach von Taxifahrern umzingelt, die mich in die Stadt bringen wollten. Ich entschied mich für einen und wir liessen die anderen Taxifahrer enttäuscht stehen. Da ich die einzige Touristin auf diesem Flug war, mussten sie wohl auf den nächsten Flug warten. Im Guesthouse legte ich mich erst mal schlafen – für den Flug musste ich in Kuala Lumpur morgens um 4 Uhr das Bett verlassen. Nach genügend Schlaf erkundete ich die „Strandpromenade“ der Stadt. Der Strand war eher grau, die Promenade immer wieder unterbrochen von kleinen Restaurants und Shops und ich die einzige Touristin weit und breit. Da es zudem auch sehr schwülheiss war machte ich mich bald wieder auf zurück zum Guesthouse.



Am 2. Tag in der Stadt regnete es in Strömen und ich nutzte die Zeit zum Fotos bearbeiten und nichts tun. Die trockenen Stunden am späteren Nachmittag spazierte ich am Fluss entlang und durch „Chinatown“ – das Gehupe und Gerufe der Indonesier ging mir an diesem Tag aber schon sehr schnell auf die Nerven und es wurmte mich, dass ich kein Bahasa Indonesia konnte.





Am nächsten Tag suchte ich mir am Strassenrand einen Minibus, der mich zur Busstation brachte. Ich musste mir einen weissen oder orangen Bus suchen, nur diese fuhren in die richtige Richtung. Irgendwann stoppte tatsächlich einer, der noch ein wenig Platz hatte und ich quetschte mich mit grossem Rucksack, kleinem Rucksack und zusätzlicher Tasche in den kleinen Bus und machte mich ganz klein, damit auch noch andere Passagiere Platz hatten. Mit wummernden Technobeats ging es dann weiter. An der Busstation angekommen, konnte ich sogleich den Minivan nach Bukittinggi besteigen und als einzige Touristin durfte ich neben dem Fahrer Platz nehmen. Zum Glück, denn durch die holpernden, löchrigen Strassen wäre es mir hinten im Van bestimmt schlecht geworden… 2 Stunden später kamen wir im höher gelegenen, kühleren Bukittinggi an und ich zwängte mich ein weiteres Mal in einen Minibus. Ich wurde als erstes beim Hotel abgesetzt, und musste mich mit meinem ganzen Gepäck an den anderen Passagieren vorbei aus dem Bus quetschen – die Passagiere an der Tür dachten nicht mal daran, ein bisschen zur Seite zu rücken oder mal kurz auszusteigen. Ich war froh, als ich im Hotel mein Zimmer beziehen und mein Gepäck einfach mal hinstellen konnte (typisch Frau, immer viel zu viel dabei...)

Nach ein bisschen verschnaufen und einer kühlen Dusche ging ich zum Panorama Park und in den Japanischen Tunnel (von Indonesischen Händen für die Japaner gegraben - während der Japanischen Besetzung 1942 - 1945) Von Reno wurde ich durch die Tunnels und den Park geführt und danach auch noch mit seinem Motorbike zum Hotel zurück gefahren. Und das alles kostenlos, obwohl er sein Geld als Touristenguide verdient.


Für den nächsten Tag buchte ich bei Roni im Hotel eine Motorbiketour zum Lake Maninjau. Wir fuhren an saftiggrünen Reisfeldern vorbei, sahen grosse Fledermäuse die den Tag in den Bäumen hängend verbrachten, schauten uns die Produktion von braunem Zucker an und durften frischen Sugarcane Saft probieren. Das Highlight war aber natürlich der grosse Kratersee Maninjau. Am See assen wir gemütlich unser Mittagessen, paddelten mit dem Kanu an den Fischfarmen vorbei und gingen baden – einige (die Männer) freiwillig und mit Badehosen, andere unfreiwillig und voll bekleidet. Die Kleider trockneten in der Sonne einigermassen schnell und bald ging es zurück nach Bukittinggi.











Da mir das Mitfahren auf dem Motorbike immer mehr zu gefallen begann, ging es auch am nächsten Tag auf eine Motorbiketour, dieses Mal ins Harau Valley. Die Fahrt war lang und es gab kaum Pausen. Im Harau Valley liefen wir durch den „Dschungel“ zu einem Wasserfall, an dem keine Locals badeten (wie bei den ersten beiden Wasserfällen, die wir passierten. Hier hätte ich aus Respekt vor den Muslimischen Frauen mal wieder mit den Kleidern baden gehen müssen…). Im kleinen Pool am Wasserfall war das Wasser sehr sehr kalt, aber sehr sehr erfrischend bei der Hitze. Zurück in Bukittinggi schmerzten wegen der langen Fahrt ohne Pausen Beine und Arsch...


Krupuk Produktion (Indonesische Chips)

Am 4. Tag machte ich mir mal wieder einen relaxten Tag (Reisen ist imfall mega anstrengend! ;)) Bei einem Spaziergang durch die kleine Stadt wurde ich 5 Mal von Schülerinnen interviewt (Where are you from? What food do you like? Where have you been in Indonesia? Do you like football? …). Es waren nicht sehr viele andere Touristinnen unterwegs die hätten Red und Antwort stehen können, also musste ich dran glauben. Die Interviews machten Spass und die jungen Frauen waren supersüss. Am Ende gab es natürlich immer auch noch ein Foto. Oder zwei. Oder drei. Schliesslich haben auch in Indonesien alle ein Natel mit Kamera… ;)

Am nächsten Tag war die Weiterreise nach Danau Toba, einem weiteren Kratersee mit Insel, angesagt. Da der Minivan erst am Abend losfuhr, bestieg ich ein weiteres Mal das Motorrad – dieses Mal für eine kulturelle Tour zum Thema Minangkabau - ein Volk in Westsumatra. Sie haben eine spezielle Bauweise für ihre Häuser und die Frauen habe eine starke Autorität. Der Besitz der Eltern kann nur an Töchter weitervererbt werden und ein Mann, der eine Minangkabau Frau heiratet, muss in ihr Haus einziehen. Minangkabau heisst übersetzt etwa "Büffel Sieger". Die Dächer der Häuser gleichen dann auch einem Büffelhorn. Der Name kommt daher, dass Java einst das Land der Minangkabau erobern wollte. Die Könige einigten sich darauf, zwei Büffel gegeneinander kämpfen zu lassen. Die Minangkabau ließen vor dem Kampf ein junges Kalb längere Zeit hungern und befestigten eine Speerspitze auf seiner Schnauze. Es stürzte sich dabei durstig auf den Büffel der Javaner und tötete ihn so. Mehr über diese Kultur könnt ihr hier lesen: http://de.wikipedia.org/wiki/Minangkabau












Um etwa 18 Uhr bestieg ich bei Regen den Minivan und wir fuhren los Richtung Parapat, um da die Fähre auf die Insel Samosir im Kratersee zu nehmen. Die Fahrt durch die Nacht dauerte 16 Stunden und war seeeeehr holprig. An Schlafen war nicht wirklich zu denken… Irgendwann nach dem Mittag schafften wir es auf die Insel und ich bezog mein eigenes Batak Haus am See. Batak ist eine weitere Volksgruppe im Norden von Sumatra. Sie leben vor allem auf der Insel Samosir. Die meisten Mitglieder dieser Volksgruppe sind Christen und stammen ursprünglich aus den Bergregionen Thailands und Burmas. Die Dächer ihrer Häuser sehen ein wenig ähnlich aus wie die der Minangkabau, allerdings sollen die Dächer der Batakhäuser die Boote, mit welchen die Vorfahren einst über das Meer kamen, symbolisieren. Weiteres mal wieder bei Wikipedia :) http://de.wikipedia.org/wiki/Batak




Die nächsten 2 Tage verbrachte ich – oh Wunder – auf dem „Rücksitz“ eines Motorbikes. Mit meinem Holländischen Reisegspändli brauste ich um die Insel rum, besuchte die Hot Springs, fühlte mich fast wie in der Schweiz auf dem Hügel mit Aussicht auf den See, besuchte einen See auf der Insel im See und spazierte durch den Markt in der Hauptstadt der Insel. Am ersten Tag unterschätzten wir die Strecke ein wenig und wurden von Regen überrascht. Da wir natürlich unsere Regenjacken nicht dabei hatten und Martijn noch nie bei Regen gefahren war, suchten wir unter Bäumen Schutz und wurden von einer Frau, die in einem kleinen Haus an der Strasse wohnte, zum Tee eingeladen. Als der Regen stoppte, fuhren wir weiter – und wurden wieder von Regen überrascht. Es war nun schon dunkel und ziemlich kühl – und wir Pitschnass. Wir wurden abermals zum Tee eingeladen, dieses Mal von 4 Jungs, die uns nach ein paar Minuten aber verliessen und wir erfuhren erst, als wir zahlen wollten, dass die Jungs bereits für unseren Tee bezahlt hatten. Da der Regen nie aufzuhören schien und wir einfach nur noch unter die Dusche und ins warme Bett wollten, fuhren wir schlotternd und ganz langsam weiter Richtung TukTuk – dem kleinen Touristendorf auf der Insel.










Nach einem Tag relaxen (hihi) fuhren wir weiter nach Berastagi um da den Vulkan Gubung Sibayak zu besteigen. Ich war zwar wegen Magenproblemen, die mich durch fast ganz Sumatra begleiteten, ein bisschen angeschlagen, schaffte aber den 3 stündigen Aufstieg trotzdem und bestaunte meinen allerersten Vulkan von oben. Der Schwefelgeruch wurde mir aber irgendwann zuviel und wir machten uns auf den Rückweg runter auf der anderen Seite des Vulkans. Da es am Tag zuvor geregnet hatte, war der Abstieg ziemlich glitschig. Wir überholten die Inder mit ihren Turnschuhen schon schnell und rutschten während 2 Stunden den Vulkan hinab. Mein Hosenboden blieb schön sauber, Martijn setzte sich ein paar Mal unfreiwillig in den Matsch ;) Sehr zum Vergnügen der Frauen am Markt, den wir nach dem Abstieg passierten. Mit dem „Bus“ fuhren wir zurück nach Berastagi – was aber einige Zeit dauerte. Der erste Bus fuhr einmal die Strasse hoch und runter, die wir soeben runter gelaufen waren, um nach mehr Passagieren zu suchen und stellte sich dann wieder an den genau gleichen Ort zurück. Der Fahrer stieg aus und machte es sich auf einem Stuhl gemütlich. Kein Zeichen von baldiger Abfahrt. Nach etwa 15 Minuten verliess die einzige andere Passagierin, eine alte Frau, den Bus und kurz darauf entschlossen auch wir uns, einfach mal weiterzulaufen und zu hoffen, dass uns wer mitnimmt. Keine 5 Minuten später passierte uns ein weiterer Bus und nahm uns mit nach Berastagi. Pech und kein Geld für den anderen Fahrer :)







Am nächsten Nachmittag fuhren wir via der sehr verkehrsreichen Stadt Medan nach Bukit Lawang – in den Dschungel und zu den Orang Utans. Auf dem Weg dahin kamen wir an kilometerlangen Palmölplantagen vorbei – traurig zu sehen wie viel Dschungel bereits abgeholzt wurde dafür. Zwischen 1985 bis 2007 gingen etwa die Hälfte des gesamten Dschungels auf Sumatra durch Abholzung verloren – dadurch hat auch die Anzahl wilder Orang Utans radikal abgenommen. Heute leben noch etwa 6‘600 Orang Utans auf Sumatra (12‘500 in den späteren 90er Jahren und etwa 85'000 Anfangs des letzten Jahrhunderts!).

In Bukit Lawang nahm uns „Mogli“ in Empfang und führte uns zum Guesthouse seiner Tante. Da der kleine Indonesier meinen grossen Rucksack trug, folgten wir ihm natürlich gerne und liefen über eine Wackelbrücke auf die andere Seite des Flusses. Kaum angekommen buchten wir eine 2 Tägige Dschungeltour um die Orang Utans in ihrem natürlichen Umfeld zu sehen (Orang Utans heisst übrigens übersetzt „Person des Waldes“). Am nächsten Tag machten wir uns aber erst mal auf zur Fütterungsplattform für die Semiwilden Orang Utans. Im Dorf holten wir uns die Erlaubnis, zur Fütterungsplattform zu gehen und da Fotos zu machen und liefen danach in die andere Richtung den Fluss hoch zur „Fähre“ – ein kleines Bott, das an einem Seil über den Fluss gezogen wird. Bis zur Fütterung dauerte es noch ein paar Minuten und währenddessen informierte ich mich über die Orang Utans im kleinen Orang Utan Sanctuary Museum. Zur Fütterungsplattform mussten wir einige Treppenstufen erklimmen und kamen verschwitzt oben an. Gespannt warteten wir auf die Orang Utans, die mit ein paar Schlägen auf die Plattform gerufen wurden. Ein paar Minuten später raschelte es tatsächlich in den Bäumen und ein oranges Fellknäuel tauchte im Dschungel auf. Suma hatte den Ruf gehört und liess sich die Bananen und die Milch natürlich nicht entgehen. Mit dabei war ihr kleines Kind, das fröhlich in den Ästen rumhing, während Mama sich stärkte. Die Kleinen kriegen vom Sanctuary keine Bananen, da sie lernen müssen, ihr Futter selber im Dschungel zu suchen. Die Plattform ist vor allem für die Semiwilden Orang Utans (alles Weibchen), welche von Menschenhand grossgezogen und vor ein paar Jahren in die Wildnis entlassen wurden. 17 Orang Utans auf Sumatra sind Semi Wild, die restlichen etwa 6‘583 Wild. An diesem Tag folgte aber auch ein wildes Männchen dem Fütterungsruf. Erst dachten wir Suma sei riesig – bis dieses Männchen auftauchte. Wir alle traten ein paar Schritte zurück bei seinem gewaltigen Anblick. Glücklich, dass wir bereits ein paar Orang Utans sehen durften, machten wir uns auf zurück ins Guesthouse und packten unsere kleinen Rucksäcke für die Dschungeltour. Am nächsten Morgen um 9 Uhr ging es los. Vom Guesthouse aus ging es direkt in den Dschungel und wir sahen erst mal Tomas Lipp Monkeys (diese gibt es nur auf Sumatra) bevor uns das erste Wilde Orang Utan Weibchen begegnete. Völlig cool hing sie in den Ästen rum und posierte vor unseren Kameras. Wir mussten allerdings immer mehr als 7 Meter Abstand halten, da Orang Utans uns Menschen am ähnlichsten sind (sie teilen mehr als 96% der Gene mit uns und haben sogar Fingerabdrücke) und unsere Krankheiten für sie ansteckend sind. Nach diesem ersten Oooooh Erlebnis ging es weiter hoch und runter im Dschungel, bis wir auf Mina stiessen. Wir hatten vor der Tour von Mina gehört, und auch von Jackie – den beiden berühmtesten Orang Utans auf Sumatra. Mina (Semiwild) mag keine Menschen und ist nur zufrieden, wenn sie Futter kriegt. Uns wurde gesagt, dass Mina von ihren ehemaligen Besitzern schlecht behandelt wurde und sie daher eine Abneigung gegen Menschen entwickelt hatte. Während einer unserer beiden Guides („Tarzan“) Mina fütterte, schlichen Mogli und wir fünf einen anderen Weg davon. Nachdem wir ein wenig den Dschungel hochgeklettert waren, war Zeit für das Mittagessen. Reis mit Gemüse und Ei, eingepackt in Bananenblättern und so schön warm gehalten. Wir konnten allerdings unser Essen nicht sehr lang geniessen, bis die Guides unruhig wurden. Mina war mit Kind im Anmarsch. Schnell packten wir unser Essen ein und liefen im Schnellschritt davon. Ein paar Meter weiter packten wir unser Nasi Goreng wieder aus und assen weiter, während ein paar Guides (es waren 4 Gruppen an diesem Tag unterwegs) sich mit Mina rumschlagen mussten. Nachdem reine Luft war, ging es weiter im Dschungel. Als wir dabei waren, einen steilen Weg runterzuklettern, tauchte ein weiteres Orang Utan Weibchen auf. Dieses Mal Jackie – die andere Berühmtheit. Mogli jagte uns den ganzen Weg hoch zurück auf eine Ebene. Kaum oben angelangt, nahm er Martijn den Rucksack ab und Mina packte sich den grossen Holländer. Jackie wurde von ihren ehemaligen Besitzern gut behandelt und sie mag es, Menschen zu umarmen. Sie ist der einzige Orang Utan, den man anfassen darf – sofern man von Jackie umarmt wird. Das Baby ist allerdings Tabu. Völlig entzückt von diesem Anblick hofften wir alle, als nächste dran zu sein. Als sie von Martijn abliess, packte sie sich Milda und mich, während das Baby über uns und um uns rumkletterte. Das Kleine war so süss, dass es uns schwer fiel, es nicht auch noch zu knuddeln. Wir streichelten unseren ersten Orang Utan – die orangen Haare fühlten sich nicht so weich an wie ich es mir vorgestellt hatte, aber das Erlebnis war der Hammer. Da Jackie ihr Kleines vom Ast holen musste, liess sich mich los. Nicht aber Milda. Sie wurde ein bisschen durch den Dschungel mitgezogen, während wir anderen den Weg wieder runter kraxeln durften, damit die Guides Milda von Jackie befreien konnten. Natürlich ging das nur mit Bananen :) Überglücklich, Mina UND Jackie begegnet zu sein sowie auch Suma ein weiteres Mal und 2 wilden Orang Utans, kamen wir im „Dschungelcamp“ am Fluss an. Völlig verschwitzt schälten wir uns aus unseren Kleidern, rein ins Bikini und ab in den kühlen Fluss. Abendessen gab es im Zelt (jede Gruppe hatte ihr eigenes) und danach führte uns Mogli seine Zaubertricks vor, bevor wir uns auf der dünnen Matte schlafen legten. Es schlief sich gut im Dschungel, vor allem war es in der Nacht schön kühl. Am nächsten Morgen wanderten wir in Bikini und Badehose am Fluss entlang zu einem Wasserfall und wurden danach mit roter Farbe in Indianer verwandelt. Zurück im Camp packten wir unsere Sachen in wasserdichte Plastiksäcke und nahmen den einfachen Weg zurück nach Bukit Lawang – mit Tubes den Fluss runter.



das grosse Männchen auf der Fütterungsplattform
Mina mit Kind
Mogli und Tarzan am Essen zubereiten kurz vor der Flucht vor Mina
Jacky und ihr Kleines

Martijn und ich fuhren nach einer Dusche mit dem Auto nach Medan, von wo wir den Nachtbus nach Banda Aceh bestiegen. Der erste Bus war allerdings voll und sie wollten uns die vordersten Sitze neben dem Fahrer andrehen, wo der „Mann für alles“ (Ticket kontrollieren, Gepäck verstauen) seinen Platz hatte. Wir lehnten dankend ab und warteten auf den nächsten Bus, der nur ein paar Minuten später kam. Auch dieser Bus war voll, ABER es hatte natürlich noch 2 Plätze frei für uns. Zuhinterst im Bus. Im Raucher- und WC-Abteil, getrennt von den anderen Fahrgästen durch eine Glastür. Indonesier rauchen leider leidenschaftlich gerne und als wir am Morgen in Banda Aceh ankamen, konnten Martijn und ich kaum ein Wort rausbringen (und wir waren von Taxifahrern umzingelt, die uns in die Stadt bringen wollten. Krächzend lehnten wir ab). Unsere Kehle war vom Rauch total trocken. Und da der Motor hinten im Bus war, war es unter unseren Sitzplätzen ziemlich heiss und meine Füsse nach der etwa 12 Stündigen Fahrt angeschwollen. Wir setzten uns hin und warteten auf Mex – meinen Email-Brieffreund aus Banda Aceh, den ich vor gut 14 Jahren im Internet auf einer PenPal Seite kennengelernt habe (ich hatte Glück, war Mex für ein paar Monate zu Hause. Er wohnt die meiste Zeit in Japan). Wir fuhren Martijn ins Hotel und danach zum Familienhaus von Mex. Nach der langen, eher schlaflosen Fahrt legte ich mich erstmal ins Bett seiner Schwester (die ebenfalls in Japan wohnt) und schlief und schlief… Als Mex und seine Eltern vom Freitagsgebet zurückkamen, schaffte ich es aus dem Bett und wir fuhren zum Haus von Mex Grossvater – ca. 5 Gehminuten entfernt in derselben Strasse. Es war Grossvaters Geburtstag und die Familie versammelte sich zum Mittagessen im Haus (einige waren aus Medan und Jakarta angereist). Nur Grossvater war nicht da – er lag seit ein paar Tagen im Spital… Nach dem Essen nahm mich Mex zu seinem Cafe mit. Auf dem dazugehörigen Fussballplatz fand ein Turnier der Uni statt. In Indonesien sind übrigens alle Fussballverrückt – Jungs und Mädchen.

Am Samstag musste ich früh aus dem Bett – es ging an den Markt. Ich duschte erst mal, um zu erwachen – Mex erklärte mir danach, dass es üblich ist, erst nach dem Markt zu duschen, da man sowieso schmutzig wird und nach Fisch riecht. Nun, egal. Mex und ich liefen durch den Markt und machten Fotos während seine Mutter und eine Hausangestellte einkauften. Ziemlich schnell waren wir wieder im Auto.








Nach dem Frühstück zeigte mir Mex ein Museum mit traditionellem Aceh Haus und nach einer Dusche ging es an die Hochzeit eines Bekannten. Ich freute mich auf meine erste Indonesische Hochzeit und suchte was passendes (was nicht einfach ist für eine Backpackerin – elegante Kleider waren in meinem Rucksack nicht zu finden). Die Hochzeit fand in einer Halle statt und es waren ziemlich viele Menschen anwesend. Männer und Frauen assen getrennt, zum Glück war aber ein Kollegenpaar von Mex dabei und ich durfte mit der Frau und der kleinen Tochter auf die Frauenseite. Nach dem Essen mussten natürlich noch die Hände des Brautpaares geschüttelt werden. Diese standen auf einer Bühne, daneben die Eltern der beiden. Bei den vielen Gästen standen die da wohl noch lange… Lächelnd schüttelte ich die 6 Hände, wir machten Fotos und fertig war das Ganze. Auf dem Heimweg weinte die Tochter des Kollegenpaares, da es kein Eis gab auf der Hochzeit und sie sich so darauf gefreut hatte. Verständlich :)

Am Sonntag wollte ich endlich mal die Sehenswürdigkeiten von Banda Aceh sehen – das Tsunami-Museum, das Tsunamimonument, den Strand und zwei Moscheen. Das Museum machten wir im Schnelldurchgang – Mex schien es ein bisschen eilig zu haben und so guckte ich mir nur die Bilder an. Danach ging es zu einem grossen Frachtschiff, das vom Tsunami an Land gespült wurde – es war aber nur für Journalisten zugänglich und so kam als nächstes das Boot dran, welches auf einem Haus landete, nachdem das Wasser zurückging. Mit diesem Boot retteten sich einige das Leben. Natürlich wollte ich mir auch noch den Strand von Banda Aceh ansehen, an dem Mex viel Zeit seiner Jugend verbracht hatte. Ein schöner langer Strand – ohne Touristen – eher ein Ort zum relaxen und Fussballspielen für die Indonesier. Wir genossen die schöne Szenerie, machten Fotos und zogen wieder ab, als die Gewitterwolken immer grösser und dunkler wurden. Gleich hinter dem Strand befindet sich die Moschee, die 2004 als einziges Gebäude nah am Meer stehen blieb. Zum Abschluss meines Besuches in Banda Aceh besuchten wird noch die schön beleuchtete grosse Moschee, die auch einigen Menschen das Leben rettete vor 8 Jahren (das Wasser machte vor der Moschee halt).



die grosse Palme links hat den Tsunami überlebt...
 






Am Montag nahm ich die schnelle Fähre nach Pulau Weh, einer kleinen Insel im Norden Sumatras, wo sich auch der nördlichste Punkt Indonesiens befindet (mit dem Boot könnte man von hier innert 12 Stunden nach Indien gelangen). In Iboih, einem kleinen Touristendorf, traf ich wieder auf Martijn und ein holländisches Paar, welches wir im Dschungel kennengelernt hatten. Martijn und ich buchten für den nächsten Tag unseren allerersten Fun Dive nach dem Open Water Kurs. Bis dahin verbrachte ich den Nachmittag mit Schnorcheln, was direkt von unserem Guesthouse aus möglich war.
Um 9 Uhr ging es dann am nächsten Morgen zum Tauchzenter. Zu dritt tauchten wir unter – in ziemlich starke Strömung. Mehrmals musste ich mich am Dive Master festhalten, da ich nicht gegen die Strömung ankam. Trotz Kampf gegen die Strömung bekamen wir aber immerhin einen Frogfish zu sehen (was eher selten ist). Nach diesem anstrengenden Tauchgang machten wir uns wieder auf zum Schnorcheln. Wir wollten Nemo finden. Und tatsächlich, an diesem Tag sah ich meinen allerersten Nemo! :)
Am nächsten Nachmittag wagten wir uns nochmal ins Meer – dieses Mal wurde mit der Strömung getaucht. Der Divemaster hielt mich den ganzen Tauchgang lang an meinem BCD fest, damit ich nicht zu schnell davonsauste. Nur konnte ich ihn so nicht sehen und fühlte mich ziemlich alleine im Wasser, da auch Martijn irgendwo hinter mir rumschwamm. Zudem hatte ich Angst, irgendwo ins Korallenriff zu prallen, da ich überhaupt keine Kontrolle über meine Bewegungen hatte. Unter Wasser dachte ich, das Tauchen aufzugeben… Zum Glück tat ich es nicht, weitere sehr tolle Tauchgänge in Indonesien sollten folgen…




Mein Haus :)

Am Donnerstag ging es für eine weitere Nacht bei Familie Wahab zurück nach Banda Aceh und am 30.3.12 mit Air Asia zurück nach Kuala Lumpur. Mein Visum war nicht mehr lange gültig und ich wollte mir mit einer weiteren Einreise ein neues holen. Und dafür musste ich erst mal das Land verlassen. Bevor es allerdings zum Flughafen ging, lernte ich für 30 Minuten die Englischklasse von Mex kennen. Die Klasse besteht mehrheitlich aus jungen Frauen zwischen 14 und 16 Jahren – und diese liessen keine Frage aus :) Völlig entzückt von diesem Erlebnis mit tollen „Teenies“ ging es schlussendlich zurück nach Malaysia.